Tuesday, 05.09.2023 - Debatte, Goethe Institut, 18:00

„Sozialismus mit menschlichem Antlitz – Der Aufbruch in der Tschechoslowakei 1968 in seinem historischen Umfeld“ – Buchvorstellung und Gespräch

Am 5. September stellten wir in Zusammenarbeit mit dem Prager Goethe-Institut und der Demokratischen Masaryk-Akademie den von Gert Weisskirchen und Peter Brandt herausgegebenen Sammelband „Sozialismus mit menschlichem Antlitz - Der Aufbruch in der Tschechoslowakei 1968 in seinem historischen Umfeld“ vor.

Gert Weißkirchen

Vladimír Špidla

Das Buch beleuchtet die Reformbestrebungen von 1968 in einer internationalen Perspektive. Die Buchvorstellung bot dementsprechend einen faszinierenden Einblick in die Ereignisse des Prager Frühlings und beleuchtete ihre Bedeutung für Gesellschaft und Politik in der heutigen Tschechischen Republik.

In seinem Eingangsvortrag skizzierte Gert Weisskirchen die Motivation der Herausgeber für diesen umfassenden Sammelband. Es sei vor allem darum gegangen, der gängigen Interpretation des Prager Frühlings eine weitende und öffnende Perspektive entgegenzustellen. Dieser Aspekt wurde dann auch in der von Lucie Römer moderierten Diskussion aufgegriffen. Laut Weisskirchen müsse es darum gehen, gesellschaftliche Veränderungen – dies sei eine Lehre aus dem Prager Frühling – auf einer breiten gesellschaftlichen Debatte aufzubauen.

Die Journalisten Patrik Eichler und Jakub Patočka wiederum warben dafür, die Motivation der Menschen damals richtig zu werten und nicht nur aus dem aktuellen liberalen Mainstream heraus einem Wunschdenken zu folgen. 1968 habe eben der Wunsch nach einem Umbau der sozialistischen Gesellschaft überwogen, keinesfalls die Einführung einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Und auch für 1989 lasse sich dies beobachten. Natürlich habe man auf den Lebensstandard des Westens geschaut und aus diesem Grunde wirtschaftliche Reformen gefordert. Tatsächlich sollte es aber um einen demokratischen Sozialstaat gehen. Die Diskussion machte deutlich, dass es in der heutigen tschechischen Gesellschaft noch einen großen Gesprächs- und Klärungsbedarf zum Prager Frühling von 1968 und zur Samtenen Revolution von 1989 gibt. Umso erfreulicher, dass Gert Weisskirchen die Herausgabe eines weiterführenden Sammelbandes ankündigte und zugleich für eine tschechische Übersetzung des ersten Buches warb. 

 

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